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Alltagstauglich Kreativität trainieren

(Dieser Artikel wurde erstmalig als „Alltagstauglich Kreativität trainieren“, am 5.2.2018 im früheren Sabine-Hauswirth-Blog veröffentlicht)

Ressourcen zu nutzen, kann ganz unterschiedlich angegangen werden. Upcycling ist eine ganzheitliche Herangehensweise an Ressourcen-Nutzung und für Reduktion. Daher kann es auch als Training angewandt werden.  Hier geht es jetzt aber um eine weitere meiner Kreativitäts-Techniken für den Alltag – die jeder und jede tagtäglich üben kann.

Heute möchte ich eine Kreativitätstechnik vorstellen, die ich aus meiner Upcycling-Erfahrung meiner Jugend (damals gab es diesen Begriff noch nicht) bis heute übernommen habe – man kann einen einfachen Transfer dieser Methode in Flexibilitäts- und Innovations-Training vornehmen. Das eigentliche Upcycling selbst mache ich heute nur noch selten, da ich keine Zeit mehr dafür habe, diesen Bereich auszubauen. Doch die Erfahrung damit hat mir gezeigt, dass damit auch Einfallsreichtum und Veränderung trainiert werden kann, übertragen auf andere Bereiche im Leben oder Unternehmen. Ressourcen wie Zeit, Material, Energie, Gesundheit, Soziale Medien und vieles anderes mehr, das man darunter definieren kann, können mit Upcycling als Reduktions-Strategie geschont werden.

Ich nutze daher Upcycling weiterhin als Innovations- und Veränderungs-Methode sowie als Methode im Umgang mit komplexen Themen: zu betrachten und zu analysieren, was vorhanden ist, und das Sinnvolle und Erhaltenswerte auch wertschätzend zu bewahren und damit im eigentlichen Sinne auch konservativ zu sein – zu verbinden mit der Neuerung oder Innovation, also dem Bestehenden etwas Aufpeppendes hinzuzufügen. Das verstehe ich unter Innovation mit Gefühl und Sinn. Ich nenne es als Methode auch Upcycling Design Sensing (Sense = engl. für Sinn, aber auch unsere Sinne wie Riechen, Fühlen, Tasten usw., oder Gefühl), also die Weiterentwicklung der Innovations-Methode des Design Thinking.

Upcycling kann weitergehend auch angewandt werden im Risikomanagement: wenn wir bestehende Methoden, Produkte oder Systeme dauerhaft bestehen lassen wollen, benötigen wir neben den üblichen Innovations- und Veränderungsprozessen auch ein entsprechendes dauerndes Risikomanagement, das Bestehendes hinterfragt, jedoch mit Wertschätzung begegnet, um dabei Neuerungen einzuführen, weil sich Rahmenbedingungen geändert haben.

Als eines von vielen Beispielen für Ressourcenschonung im übertragenen Sinn kann ich mein Zweitstudium zur Betriebswirtin für betriebliche Altersvorsorge anführen: hier wurden mir einmal mehr die Zusammenhänge bewusst, wie sehr Risikomanagement mit Ressourcenschonung (in dem Fall Haftungsrisiken für Berater und Unternehmen) zusammenhängen. Das Risikomanagement in diesem Fall war, sich den Beratungsbereich als Einzelberaterin einfach nicht anzutun, es aber anzuwenden für andere Bereiche. So entstanden dann Modelle, die zunächst nichts mit der gängigen Altersvorsorge zu tun hatten, die für mich aber angesichts einer demographischen Entwicklung der Überalterung die generelle Überholung des Rentensystems als Risiko einbezog. So entstand auch mein Lifelong Work Konzept, das Arbeit, Einkommen, Geschäftsmodelle sowie Rente in einen anderen Kontext bringt – also Upcycling im eigentlichen Sinne und damit Aufwertung von Bestehendem.

Die Dinge immer gänzlich neu zu erfinden, halte ich für unnötig: es gibt genügend Gutes, das durch entsprechende Innovation wieder den neuen Rahmenbedingungen  entsprechend angepasst werden kann. Solche Modelle dienen daher der Änderung von Denk-Richtungen und überholten Konzepten. Durch Innovation mit Gefühl berücksichtigen sie dabei den Menschen, der generell Veränderungen gegenüber eher skeptisch gegenübersteht: deshalb ist in einer Zeit ständiger und schnellerer Veränderungen das Gefühl, das in alle Veränderungsprozesse einbezogen wird, wichtig, weil ansonsten Ängste und Panik immer mehr um sich greifen, was in den meisten Fällen durch Umsichtigkeit jedoch vermieden werden könnte. Sich in Kreativität und Reduktion alltagstauglich zu trainieren, ist daher ein erster Ansatz, Veränderung gegenüber besser zu begegnen. Innovations- und Veränderungsprozesse sowie Risikomanagement einzuführen, ist nochmals etwas vollkommen Anderes.

Doch zunächst einmal eine Definition, was unter Upcycling verstanden wird – hier eine Zitierung aus dem „Lexikon der Nachhaltigkeit“:
‚Upcycling ist eine Form der Wiederverwertung von Stoffen (Recycling). Scheinbar nutzlose Abfallprodukte werden mithilfe des Upcyclings in neuwertige Stoffe umgewandelt. Anders als beim Recycling oder Downcycling kommt es beim Upcycling zu einer stofflichen Aufwertung. Der Prozess der Wiederverwertung von vorhandenem Material reduziert den Bedarf an neu produzierten Rohmaterialien und wirkt sich somit schonend auf Ressourcen aus. Upcycling kann als Kontrapunkt zur weltweiten Wegwerfmentalität verstanden werden. Allein in Europa werden jährlich 50 Millionen Tonnen Textilien achtlos weggeworfen. Nur 75 Prozent davon landen auf einer Mülldeponie. Hiervon werden lediglich 25 Prozent recycelt. ‚ Upcycling wird mittlerweile auch in der Möbelindustrie als Verfahren verwendet. Ich gehe soweit zu sagen, dass es auch zunehmend im Bau-Bereich verwendet und zunehmen wird.

Meine Übungs-Aufgabe habe ich deshalb mit einem alten Gebäude erstellt. Die Übung dient der Veranschaulichung, wie und warum Upcycling als Methode für Flexibilität und Innovations-Denken alltagstauglich verwendet werden kann.

Was für die Übung erforderlich ist:

  1. die entsprechende Offenheit für Selbst-Training
  2. Smartphone mit integrierter Kamera oder Fotoapparat/Kamera
  3. unterschiedliche Dinge in der Umgebung, die alt sind (z.B. Jeans, Schrank, Geschirr, Lampe, Kuchenblech oder xyz)

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  1. alte Gegenstände oder Objekte findet man überall, sowohl zuhause als auch im Unternehmen,
  2. regelmäßige Übung bringt Flexibilität auch in anderen Bereichen: Veränderungen, die von Außen kommen, können damit auch schon in einer gewissen Automatisierung, angegangen werden – und Widerstand entsteht schon gar nicht so leicht oder wird weniger aufgebaut, weil man die Systematik von Veränderung bereits positiv mit AUFWERTUNG verinnerlicht und eintrainiert hat,
  3. regelmäßig Übung bringt auch mehr Bewusstsein gegenüber der Weg-Werf-Mentalität in unserer Gesellschaft – und dient insoweit nicht nur dem Geldbeutel, sondern insgesamt auch der Ressourcen-Schonung und somit einem Beitrag in Zeiten von Klima-Wandel,
  4. Gegenüber Altem entwickelt man zunehmend auch ein Bewusstsein – bei gleichzeitiger Entwicklung von Einfallsreichtum kommen dann auch mehr Ideen, wie Aufwertung manchmal auch ganz leicht geschehen kann,
  5. wer diese Kreativitäts-Technik auch praktisch umsetzt und zum Denk-Training hinzugibt, hat einen weiteren Vorteil: Vielfältiges Tun, also nicht nur Denk-Arbeit, sondern beispielsweise praktisches Arbeiten erhöht die Neurogenese, also die neuronale Plastizität unseres Gehirns und erleichtert auch dadurch bessere Vernetzung und damit Veränderungsbereitschaft. Denn Veränderungsbereitschaft beginnt zuallererst im Gehirn.
  6. Eine Haltungs-Änderung kann mit diesem Training erzeugt werden: in unserer Zeit wird immer mehr be-wertet, be-urteilt und Gering-Schätzung oder Über-Schätzung sind Teil unserer Kultur geworden – mit diesem Training wird eine neue Haltung erzeugt gegenüber „gut“ und „böse“ oder „Schwarz“ und „Weiß“ oder „Schlecht“ und „Gut“: indem CHANCEN, MÖGLICHKEITEN geradezu ent-deckt werden, wird einerseits dem „Alten“ gegenüber eine positivere Wertschätzung eingeräumt, und dem Neuen nicht mehr so ohne Weiteres mit Befremden oder gar Angst begegnet. Insoweit wird dem typisch schnellen Bewertungs-System in „Gut“ oder „Schlecht“ Zeit eingeräumt – Zeit, die jeder individuell für sich nutzen kann. Eben die Zeit, die Veränderung benötigt. Übertragen kann man sagen, so wie jeder Mensch unterschiedliche Haltung gegenüber Veränderung/Change hat, so hat auch jedes Unternehmen unterschiedliche Haltungen und entsprechenden Zeit-Bedarf. Aber Haltung kann eben trainiert werden. Und Einfallsreichtum und Innovation auch.
  7. Vielfalt/Diversity-Training – ich wundere mich geradezu, wie häufig dieser Begriff DIVERSITY mittlerweile verwendet wird, aber wird sie auch gelebt? Diese Frage müssen wir uns stellen. Dabei ist da gar nichts dabei – Vielfalt ist möglich. Und mit Upcycling und anderen Kreativitäts-Methoden machbar und ganz leicht in den Alltag integrierbar.

Hier ein weiteres Beispiel, dieses Mal aus meiner kleinen Upcycling-Kollektion 2014, das auch die Vorgehensweise der Aufwertung beim Upcycling veranschaulichen soll – aber in meinem Fall ist dies die alltagstaugliche Übung, die ich als Training nutze, um sich mit Veränderung zu beschäftigen und durch routinemäßige Übung Veränderung immer mehr als „normal“ zu empfinden und auch besser damit umzugehen. Diese „Denk-Art“ empfehle ich in Trainings, aber eben übertragen auf unterschiedlichste Gegenstände. Wer nicht an Gegenständen direkt arbeiten kann (im empfehle es aber, immer wieder mal zu versuchen, um die haptische Wirkung des Greif- und Tastsinnes auf unser Gehirn zu nutzen), nutzt einfach seine Kamera, fotografiert unterschiedliche Objekte, die upcycling-fähig sind und notiert seine Gedanken in vorgenannter Reihenfolge oder Vorgehensweise. Auf dem Foto kann man auch wie hier bei den exemplarischen Fotos PUNKTE machen, um hinterher besser den eigenen Veränderungs-Prozess, der durchdacht wurde, dokumentiert zu haben.

Alles bitte spielerisch machen, ohne Perfektionismus.  Aber hier nun anhand des Kleidungs-Upcyclings die Möglichkeiten der Aufwertung und damit die unterschiedliche „Denke“ hinsichtlich Veränderung: manchmal wird ganz viel  aufgewertet (vom Schnitt bis hin zu neuen Stoffen, die eingearbeitet werden). Hier nun ein etwas einfacherer Aufwertungs-Vorgang beim Upcycling. Das Allereinfachste kann sein, einfach nur Knöpfe auszutauschen.

Fazit: also einfach mal ausprobieren mit ganz anderen Gegenständen – ein kleines Schränkchen, eine Lampe (siehe Titelfoto), ein Holzklotz, ein Rührlöffel aus Holz usw. – sei dabei auch durchaus total bunt oder auch mal ganz verrückt. Hintergrund ist rein das Gedanken-Konstrukt, sich Veränderung und Aufwertung gegenüber etwas Bestehendem „einzustimmen“, das Gefühl dafür zu entwickeln und Ideen zu kreieren. Wer Lust hat, kann mir gerne auch mal seine Erfahrungen schreiben, was aus diesem Vorschlag wurde.

Transfer: Ressourcen sind nicht nur (Roh-)Stoffe oder Materialien, so wie im obenstehenden beschrieben worden. Ressourcen werden auch aus neurobiologischer Sicht gesehen. Im Sinne eines Gesundheitsmodells und im Sinne von ganzheitlichem Lernen wurde von LEHMANN und KOUKKOU (2006) eine Ressourcen-Definition gemacht: dabei bezeichnen sie eine der Ressourcen, die uns Menschen innewohnen,  die als „maladaptives Wissen“ bezeichnet werden – das sind Erfahrungen , die ein Individuum über den Umgang mit bestimmten Situationen gesammelt hat, die für das eigene Wohlbefinden nicht nützlich sind, aber als Erfahrung dennoch gespeichert. Aus dieser Sichtweise heraus gibt es deshalb weder ‚krank‘ noch ‚gesund‘, es gibt aus diesem Modell heraus nur ‚unnützes'(maladaptives) und ’nützliches‘ (wohladaptives) Wissen[1]. In diesem Modell gilt ALLES als Ressource, was in der Lage ist, neuronale Netze mit wohladaptivem Wissen zu aktivieren. Übersetzt: Lernen & Motivation erzeugen mit dem positiv abgespeicherten Wissen in uns. Deshalb arbeite ich auch mit dem von Maja Storch und Frank Krause entwickelten ZRM®-Modell, in auf die positiv besetzten Ressourcen in uns zurückggegriffen wird und arbeite aber zusätzlich auch praktisch mit unterschiedlichen Kreativitätstechniken.

Im übertragenen Sinne kann man exakt dieses theoretische und praktisch anwendbare Modell noch einmal mehr in die Praxis übertragen, indem man Upcycling als alltagstaugliche Methode nutzt, um die positiven Ressourcen bei etwas Bestehendem zu nutzen, und das, was nicht mehr so gut passt oder einem kein gutes Gefühl vermittelt, einfach nur überlagert durch etwas Schöneres – eben die Aufwertung durch Upcycling.

Im eigentlichen Sinn ist diese Upcycling-Methode deshalb nicht nur eine Methode für persönliche Innovation oder Innovations-Training im übertragenen Sinn, sondern zugleich ein Schritt hin zum TUN, zum MACHEN, zum SICH-TRAUEN, zum etwas BE-WEGEN. Doch zuallererst steht der Gedanke: was kann ich verändern und dann kommt das Tun. Beim Upcycling ist es deshalb so leicht und einfach, weil ich mit ganz einfachen Dingen beginnen kann: derjenige, der nicht praktisch geübt ist, fängt mal mit einem Holzlöffel bemalen an. Das hört sich zwar jetzt schon komisch an, ich weiß. Aber genauso beginnt der erste Schritt und das entsprechend der einem persönlich zur Verfügung stehenden Ressourcen – im unbewussten wie im praktischen Sinn, denn beides gehört zusammen. Und damit beginnt, so wie ich das sehe, der adaptiv-situative[2] Trainings-Prozess, der benötigt wird, um zukünftige komplexe Veränderungs- und Anpassungsbedarfe besser zu bewältigen. Und er wird nur bewältigt werden, wenn der Prozess alltagstauglich und kontinuierlich durchgeführt wird. Weil Lernen und Übernahme von Routinen nur durch Regelmäßigkeit erfolgt.

Für Unternehmen gilt es, diesen Prozess strategisch zu integrieren und individuell je nach Unternehmen zu strukturieren.[3]

Dazu gibt es Tools & Möglichkeiten, einen entsprechenden Rahmen zu schaffen, um Upcycling als Methode für Innovation und Veränderung im Unternehmen zu integrieren. Dies gilt gleichermaßen im Privaten – jeder kann einen Rahmen schaffen für Veränderung und Erneuerung.

[1] Dr. Maja Storch, Frank Krause: Selbstmanagement – ressourcenorientiert: Theoretische Grundlagen und Trainingsmanual für die Arbeit mit dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM), Huber Verlag

[2] Als adaptiv (lat. adaptare, anpassen) wird in der Biologie und der Kybernetik die Fähigkeit von Organismen und selbstregelnden Systemen bezeichnet, sich an veränderte Umweltbedingungen aktiv anzupassen. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Adaptive_Reaktion

[3] Strategische Beratung zu Change-Prozessen, Lernen & Motivation für Mitarbeiter-Trainings:  Sabine Hauswirth Consulting, München

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Zukunft gestalten – Reduktion als Prinzip

(Dieser Artikel erschien identisch so am 30. Juni 2015 im früheren Sabine-Hauswirth-Blog)

Heute möchte ich einmal darüber sprechen, aus welchen ökonomischen Gründen ich das Zukunft Prinzip „Reduktion“ für sehr viele Menschen als wichtig erachte. Wir leben in Zeiten von Finanz und Schuldenkrise, deren Auswirkungen massive Auswirkungen haben wird, allerdings schwer überschaubar sind. Ich versuche hier jedoch, dies in gewissem Umfang anschaulich zu erklären. Dazu macht es Sinn, auch die Geldpolitik der Zentralbanken zu verstehen sowie die Zusammenhänge zwischen Inflation, Wirtschaft und Konsum. Ich werde versuchen, mich zu kurz und prägnant wie möglich zu einem äußerst komplexen Sachverhalt zu fassen. In der Ökonomie gibt es die Regel, insbesondere durch einen Ökonomen, den Nobelpreisträger Milton Friedman, belegt, dass die Ausweitung der kontrollierten Geldmengen immer zu der Steigerung der Konsumentenpreise (Inflation) führt. Das war bisher immer so und hat als solches auch meistens funktioniert. Mit Inflation und entsprechenden Inflationszielen hatte man meistens das Ziel, Arbeitslosigkeit zu senken. Vor allem in den 1970erJahren war Inflation = Preissteigerung für dieses Ziel erwünscht. Dass dies allerdings nicht immer so funktionierte, und anstatt dessen zu höherem Wachstum und aufgrund steigender Preise Abnahme der Kaufkraft bei den Löhnen führte, war auch schon in den 1970er Jahren der Fall.

Und das extreme Beispiel, die sogenannte Hyperinflation, führte beispielsweise in den 1920er Jahren auch dazu, dass Vermögen dahinschmolz, dagegen jedoch Schuldner (beispielsweise der Staat) profitierten durch leichter rückzahlbare Schulden.

Doch aktuell ist es anders. Die Inflations- und Niedrigzinsprogramme führen nicht zu Inflation, sondern zu Preissteigerungen auf den Aktien- und Immobilienmärkten und zu stagnierenden Löhnen.

Deshalb hier nun zu den Inflationszielen und der aktuellen Situation auf dem Finanzmarkt: das laufende Aufkaufprogramm für Staatsanleihen und sonstige Wertpapiere in Höhe von 1140 Milliarden € sollte ebenso Inflation erzeugen. Doch die Preise stiegen trotz dieses Programms nicht. Nach ökonomischen Kriterien musste sie doch früher oder später auf jeden Fall kommen, und dies womöglich mit einem sehr starken Anstieg der Preise.

Die Wirkung der Geldpolitik hat sich mittlerweile von den Güter- zu den Finanzmärkten verschoben. Dies hat sich insbesondere durch das billige Geld auf den Aktien-,  Immobilien-,  Rohstoff-  und Edel-Metallmärkten bemerkbar gemacht. Wenn Zentralbanken Leitzinssenkungen vornehmen und durch Ankaufprogramme für Staatsanleihen das Zinsniveau reduzieren, ist es den Banken möglich, günstigere Kredite zu geben. In der Vergangenheit hat dies tatsächlich auch funktioniert: niedrigere Zinsen für Kredite brachten Konsumenten und Käufer zunehmend in Konsumlaune und durch Kredite wurde Wachstum sowie die Gewinne der Banken erhöht. Außerdem wurde mit einer Niedrigzinspolitik, die Inflation als Ziel hatte, auch die Kreditvergabe für Immobilien- und Aktienkäufe erleichtert. Was zur Folge hatte, dass sich die Preise sowohl des Aktien- als auch des Immobilienmarktes ständig erhöhten. Die Folgen der ständig steigenden Preise in diesem Segment sehen wir seit längerem.

Doch verstärkte Kreditvergabe durch Niedrigzinsen gibt es schon sehr lange und so wurden dann ja auch die bekannten kreditgetriebenen Boomphasen erzeugt: vom Dot-Com-Hype bis hin zu den Rohstofforgien in den sogenannten BRIC Staaten war alles vorhanden, was kreditgetrieben Goldgräberstimmung bediente. Dass diese großen Blasen irgendwann einmal platzten bzw. auch zukünftig einmal platzen müssen, kann man sich denken.

Die gewünschte Inflation, die bisher nicht eintrat, ist einfach auch dadurch entstanden weil Niedrigzinsen immer auch Subventionen für Unternehmen sind,  die vor allem großen Unternehmen ermöglichen, hohe Aktien-Kurse auszugeben und dadurch besser Kredite tilgen lassen. Logischerweise senkt dies Kosten und diese werden oft und gerade auch wegen hohen Wettbewerbs an die Konsumenten weitergegeben.

Zusätzlich hat eine Geldpolitik immer auch gewünschte Verteilungseffekte die Preise von Immobilien und Aktien werden durch Geldschwemmen immer nach oben getrieben, wovon hauptsächlich sehr Vermögende profitieren.

Also warum Reduktion?

  1. die von Geldpolitik ausgelösten Finanzkrisen wirken sich insbesondere auf die Löhne breiter Bevölkerungsschichten negativ aus. An Löhnen und sozialer Sicherung wird aus Sparzwänge oder aus unsicherer Zukunftsperspektive gespart,
  2. die Inflation kann irgendwann einmal rasant und sehr hoch ausfallen – die Preise wollen dann auch bezahlt werden, insbesondere die Preise für Konsumgüter des Alltags, also derjenigen Güter, die für das laufende Leben benötigt werden,
  3. wenige Produktivitätsgewinne lassen die Grundlage für reale Lohnerhöhungen schwinden. Immer mehr flexible Arbeitsverträge, immer weniger soziale Absicherung, immer mehr befristete Arbeitsverträge, Zeitarbeit und Leiharbeit sind fast schon Standard geworden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass insbesondere die nachfolgende Generation, die von diesen Rahmenbedingungen besonders betroffen ist, immer weniger langfristig und zuverlässig planen kann. Dies beginnt deshalb bereits mit dem Wohnort und der womöglich ständigen Bereitschaft zu Flexibilität des Wohnortwechsels, setzt sich dann fort beim Thema Altersvorsorge und Kauf von Wohneigentum oder dem Kauf eines Autos. Denn all dies sind in der Regel langfristige Verbindlichkeiten in Form von Baufinanzierungsverträgen, Kfz-Finanzierung oder –Leasingverträgen sowie Altersvorsorgeverträgen in Form von Rentenversicherungen oder von Sparplänen. Diese werden immer weniger bedient werden können. Also braucht es hier entsprechende Strategien, um dies dennoch sinnvoll durchzuführen und vorab zu planen. Gleichzeitig führt eine weitere Preisspirale, die Immobilien- und Aktienpreise nach oben treibt und Löhne stagnieren lässt dazu, dass immer weniger Menschen sich Wohneigentum leisten können.

Konsequenz dessen im Hinblick auf Wohnen ist Reduktion gewohnter Wohn-Standards in Form von kleineren Wohnungen oder aber das Beleben neuer, alter Wohnformen: Gemeinschaftswohnen, Alters-WGs, Wohnen auf dem Land, Urban Gardening Wohnen, Immobilien auf Mietgrund.

Konsequenz dessen im Hinblick auf Vermögens-Vorsorge und Baufinanzierung: kluge Entscheidungen treffen, Baufinanzierung in Niedrigzins-Phasen so absichern (insbesondere durch Langfrist-Absicherung der Kondititionen), dass sie nicht durch ungeplante oder unberechnete Zinserhöhungen in der Anschlussfinanzierung nicht mehr finanzierbar sind.

Konsequenz dessen im Hinblick auf Altersvorsorge:

kluge Entscheidungen treffen, indem keine Langfrist-Verträge in Rentenversicherungen für Altersvorsorge geschlossen werden, sondern jederzeit flexibel kündbare oder abrufbare Verträge (z.B. Investmentfonds-Sparen, das zwar auch viel Disziplin für Durchhaltevermögen benötigt, aber die geänderten Rahmenbedingungen besser abfedern lässt); Rentenversicherungen machen durchaus Sinn – aber nur für gewisse Lebensphasen oder als Rendite-Turbo für hohe steuerliche Absetzbarkeiten oder als betriebliche Altersvorsorge, wenn keine Alternativen möglich sind usw. („systemische Altersvorsorge-Planung nach Sabine-Hauswirth-Methode“)

  1. 4. die vorhandene Geldpolitik hat langfristig insbesondere für die nachfolgende Generation ihren Preis: entweder diese lernt eine positive Zukunftsgestaltung durch das Herunterfahren von Lebensstandards bei gleichzeitigem Wohlbefinden und Glücklichsein oder aber die bereits zunehmende Frustration wachsender Bevölkerungsschichten durch die negativen Wachstums- und Verteilungseffekte der Geldpolitik macht sich verstärkt bemerkbar in politischer Aggression oder Abstinenz und Verteilungskämpfen.
  2. das zunehmende Auseinanderdriften von Vermögenden und Nicht-Vermögenden wird durch die kommende starke Erbengeneration noch verstärkt – dies benötigt eine zunehmende soziale Kompetenz, auf beiden Seiten: Verständnis und Gerechtigkeitsdenken anstatt Egoismus und Neid oder Gier.
  3. unabhängig von all diesen ökonomischen Gesichtspunkten wird eine zunehmende Stressbelastung in der Gesellschaft auffällig. Die herkömmlichen Stressoren, die teilweise abgestellt werden können, werden jedoch durch den Sachverhalt, dass die zunehmende Digitalisierung unserer Welt eine Disbalance in unserem Gehirn auslöst (Stichwort „ Digitale Demenz“), nicht wettmachen. Chronischer Stress hat nachweislich negative Auswirkungen auf unser limbisches System und auf unseren Verstand in Form von Fehlerhäufigkeit, mangelnder Konzentration und im Worst Case sogar von Chaos.

 

All diese Faktoren haben mich dazu bewogen, ein Programm zu entwerfen, das diesen Rahmenbedingungen Positives entgegensetzt. Chronischer Stress muss nicht sein und kann durch unterschiedliche Methoden und Maßnahmen verhindert, aber auch bewältigt werden. Ökonomische Rahmenbedingungen müssen sich nicht negativ auswirken, wenn rechtzeitig die entsprechenden Ziele neu definiert oder verändert werden. Glücklichsein und Wohlbefinden müssen nicht zwingend über Vermögen,  Reichtum und Dauerkonsum definiert werden, ganz im Gegenteil. Weniger ist oft mehr und auch das kann und will gelernt werden. Mit entsprechendem ökonomischen Wissen und Finanz-Knowhow kann zudem die ein oder andere negative Weichenstellung verhindert werden, insbesondere bei langfristigen Planungen, die ja dauerhaft auch finanziell bedient werden müssen. Weiterhin ist Sinnhaftigkeit von Arbeit ein Wunsch von vielen Menschen, der sicherlich nicht immer, aber doch in vielerlei Hinsicht erfüllt werden kann, wenn ich den Weg dorthin weiß. Stressmanagement und Entschleunigung in einer digitalen Welt sowie der richtige Umgang mit digitaler Technik sind eine weitere Grundlage dafür, dass chronischer Stress gar nicht entsteht. Da chronischer Stress zu fehlerhaften Entscheidungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt, ist längst bekannt und muss aber nicht sein. Ein großer weiterer Zukunftsaspekt ist, dass sich immer mehr Menschen fragen, wie sie dem Klimawandel begegnen können. Dauerapokalyptische Weltuntergangs-Szenarien bringen da nichts, sondern sinnvolle und alltagstaugliche Lösungen für die Praxis. Ich tue es seit meiner Jugend und mittlerweile auch als Designerin: bestehendes verwerten und aufpäppeln und zu einzigartigen Stücken  umarbeiten (= Upcycling) macht nicht nur Spaß, sondern ENTSCHLEUNIGEN auch und bringt neue Energie für all das, was ansonsten zu tun ist.

Zudem habe ich mich dagegen entschieden, weitere Bücher in Papierform herauszubringen, auch wenn das sicherlich gewinnbringender wäre.

Aber so findet jedermann und jedefrau irgendwann eine kleine Möglichkeit, einen Beitrag zu leisten. Denn sicher ist eines: die Natur überlebt UNS MENSCHEN, sie ist evolutions-intelligent. Ob wir es tun, hängt von uns allen ab.

Zukunft gestalten bedeutet für mich daher Zukunft neu denken. Dies beginnt zunächst bei einem selbst und so wird der Radius dann größer: Familie, Unternehmen, Gesellschaft, Natur/Umwelt.

Und für Unternehmen sehe ich eine riesige Chance: wer seine Mitarbeiter langfristig an sich binden mag, bietet Ihnen ein Zukunftskonzept, das Zukunft positiv gestalten lässt. Wer selbst gestaltet, behält das Gefühl von Selbstwirksamkeit und eigener Kontrolle über sein Leben und allein das schon ist für Menschen ein Faktor für Wohlbefinden und Glücklichsein.

Idea Papers, Sabine Hauswirth Unternehmensberatung Rosenheim, Geschäftsmodelle, Business Development

Den Ballon leichter machen heißt Reduktionsintelligenz nutzen

(Dieser Artikel erschien erstmalig identisch so am 28. März 2014 im früheren Sabine-Hauswirth-Blog)

Entscheidend in der Zukunft wird sein, wer wir sein wollen, wie wir arbeiten und leben wollen. Allem voran wird ein klares Finanzdesign stehen. Selbst Infos einholen über Geldanlagen, deren Risiken, aber auch insgesamt im Leben und Unternehmen Kosten senken. Das nimmt uns den Druck, Umsatz machen zu müssen oder Geld verdienen zu müssen, ohne dabei das gute Gefühl zu verlieren. Hier sei aber eines ganz wichtig zu erwähnen: Reduktion darf nicht bedeuten, das Wohlbefinden zu verlieren. Meine Philosophie der Reduktion bedeutet: Reduktion für MEHR Glück und Wohlbefinden oder aber zumindest, dieses zu bewahren und zu erhalten.

Wichtig erscheint mir auch, dass in Zeiten von Banken- und Schuldenkrise die Reduktion als Zukunftssicherung eingesetzt wird. Staaten werden die Schulden verteilen müssen. Das sind die Steuerzahler. Und das geht einher mit höheren Belastungen für jeden, ohne unbedingt Einkommens- oder Umsatz-Zuwachs zu haben. Also geht es nicht ohne Reduktion von Kosten. Ich habe immer nach meinem guten Gefühl gelebt und gearbeitet. Bis logischerweise auf Ausnahmen. Aber je weniger Druck wir haben, also umso reduzierter unsere Lebensgestaltung ist, umso freier sind wir. Wer enorme Kosten hat, wird Druck haben. Wer enorme Ausgaben hat, wird das machen, was er meint, machen zu müssen. Besser ist, den Ballon leichter, das Haus und die Darlehenssummen niedriger zu halten (Synonym für REDUKTION in dem Zusammenhang).